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Erinnerungen, die ein Leben lang begleiten

Gelebte Freundschaft trotz schwieriger Zeiten!

Zum Thema Erinnerungen erhielten wir in der Redaktion den folgenden Beitrag von unserem Suhler Mitglied Achim Nickel.

Er schreibt: Zur Frage der Erinnerungskultur. Natürlich steht im Mittelpunkt das, was die Sowjetunion und die Rote Armee bei der Befreiung vom Hitlerregime geleistet hat. Ich habe Erinnerungskultur aber umfassender gesehen. Ich möchte erinnern an die Zeit, als es eine echte Freundschaft zu sowjetischen Bürgern, Einrichtungen, Organisationen ... gab. Das darf nicht vergessen werden. Für mich wird es eine Zeit nach Putin geben und dafür müssen wir uns diese Gedanken bewahren. Und genau das wurde bei dem Vortrag von Herrn Sünkel auch deutlich.
 
"Was heißt eigentlich Erinnerungskultur?" (ungekürzt)
Die Regional – Orstgruppe der Deutsch- Russischen – Freundschaftsgesellschaft Suhl hat eine Veranstaltung unter diesem Motto durchgeführt. Konrad Sünkel aus Neustadt bei Coburg war zu Gast.
Er arbeitet bei den Stadtwerken. Studiert hat er in Erfurt, Versorgungstechnik. Immer schon hatte er vor, im Ausland weiter zu studieren. Sein Professor ermutigte ihn, Russisch an der Volkshochschule zu lernen und sich an einer Moskauer Universität immatrikulieren zu lassen. 
Konrad schilderte, wie schwer es war, in den Abendstunden dreimal in der Woche die nötigen Sprachkenntnisse zu erwerben. Er hat es geschafft und spricht heute ganz passabel Russisch. 
Das einjährige Studium in Moskau von 2009 bis 2010 war für Konrad voller tiefer Eindrücke.
Er hat danach den Kontakt zu seinen Kommilitonen nie abreißen lassen, auch in der heutigen Zeit!
Baikal 1  Baikal 2Baikal 3
1+2 Blick auf den Baikal  /   Bild 3 Der Omul, der nur am Baikal vorkommt

Ein Traum wird wahr.

Schon immer träumte er von einer Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn bis hin zum Baikalsee. Und auch das hat er geschafft. Im Frühjahr 2023 hat er mit seinem Moskauer Freund die Reise geplant. Ein Visum war nötig und einfach zu erhalten, aber ein Geldumtausch wegen der Sanktionen nicht. Die Hinreise nach Moskau ging aus besagtem Grund auch nicht auf der Schiene. Geflogen wurde nach Istanbul und von dort nach Moskau, allerdings wegen des Ukrainekrieges mit einem Umweg von zwei Flugstunden.
In Moskau angekommen interessierte Konrad natürlich die akktuelle Situation und die Denkweise seiner Freunde. Zunehmend wird der Krieg, oder wie es immer noch heißt: die Spezialoperation, in Frage gestellt.. Gern wird nicht darüber gesprochen. Aber der Wunsch nach der Beendigung des Blutvergießens war doch deutlich. Die notwendigen Überlegungen für einen Friedensvertrag dazu wurden nicht so deutlich ausgesprochen. 
Also los – auf zum Baikal!
Gefahren wurde in einem modernen und sehr sauberen Waggon 3. Klasse der Transsib. Der Fahrpreis hin und zurück 250 Euro. Die Schlafkojen offen links und rechts des Mittelganges. Das war aber so gewollt. Die Verpflegung während der Fahrt lief immer bestens. Auch beim Halt konnte auf den Bahnsteigen nachgefasst werden. Sein Freund trug einen Rucksack, der, wie sich herausstellte, sehr schwer war. Der Grund ? Sein Freund hatte mit Wodka vorgesorgt. Mit den Mitreisenden gab es ein sehr freundschaftliches Miteinander, wie man es eigentlich schon von früher kannte.
Vier volle Tage dauerte die Bahnfahrt bis nach Irkutsk und dann weiter auf die Insel Olchon im Baikalsee. Langweilig war es zu keinem Zeitpunkt der Reise. Umstellungen zu den unsrigen Gewohnheiten gab es aber schon. Auf der Insel gibt es keinen ÖPNV. Um von A nach B zu gelangen, wurde oft ein geländegängiger Kleintransporter gewählt. Die Straßen sind meist unbefestigt, aber ausreichend, um das Ziel zu erreichen.
 Auf der Insel Olchon spürt man die Kraft des Baikals unmittelbar. Als Unterkunft wurden Privatzimmer gewählt, wobei das Besondere dabei die herzliche Freundschaft war, die den beiden entgegengebracht wurde. Und der Wodka durfte natürlich nicht fehlen. Die Gespräche waren sehr vielseitig. Es gab großes Interesse am Leben in Deutschland.
Und immer wieder auch der Gedanke, dass wir doch in Freundschaft gelebt haben und dass es doch so bleiben möge.
Natürlich träumen alle davon, im tiefsten und größten Süßwassersee der Erde zu baden. Aber zwischen Treibeisschollen geht wohl niemand ins Wasser, und das Mitte Mai! So musste ein kurzes Fußbad genügen!
Viel gäbe es noch zu berichten. Immer war auch die Sehnsucht dabei, die jetzigen Umstände in Russland aus dem Alltag auszuschließen. Konrad war sich mit seinem Freund darüber im Klaren, dass „Normalität“ wieder die Oberhand gewinnen wird.
Das Fazit:
Ja, Erinnerungen muss man pflegen. Die Freundschaft zu den russischen Menschen und auch zu anderen Nationen der ehemaligen Sowjetunion muss n aufrecht erhalten bleiben, damit bei einem NEUBEGINN der Startpunkt nicht im Minusbereich liegt.
Wir haben Konrad Sünkel ans Herz gelegt, seinen Moskauer Freund zu einem Gegenbesuch einzuladen und ihn zu bitten, mit uns im Forum Deutsch- Russische- Freundschaftsgesellschaft weiter über unsere Zukunft zu reden.
Dazu braucht es eben die ERINNERUNGSKULTUR!
Achim Nickel
Fotos: privat

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