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Veranstaltung zu Geschlechterverhältnissen im heutigen Russland

Am Montag, den 31.3.2014, veranstaltete die Gruppe linksjugend [`solid]/SDS Erfurt eine Veranstaltung zu Geschlechterverhältnissen im heutigen Russland. Dazu ist Tina Fahrni, Leiterin des Regionalbüros Moskau der Rosa-Luxemburg-Stiftung, ab 19 Uhr im offenen Jugendbüro RedRoXX zu Gast.

Die erfurter Mitglieder unserer Gesellschaft Matthias Bärwolff, Dr. Reinhard Duddek und Günter Guttsche besuchten die interessante und wissenvermittelnde Veranstaltung. Auffällig das grosse Interesse der anwesenden Jugendlichen an dieser in Russland wie auch im Ausland kontrovers geführten Diskussion.

 

Im Sommer 2013 sorgte Russland mit der Einführung des Gesetzes „über den Schutz von Kindern vor Informationen, die ihrer Gesundheit und Entwicklung schaden“, das die „Propagierung (öffentliche Verbreitung) nicht-traditioneller sexueller Beziehungen“ unter Minderjährigen verbietet, international für Negativschlagzeilen. Gemäß Umfragen befürwortet eine große Mehrheit der Bevölkerung dieses Gesetz. Derweil ist die traditionelle Familie die unangefochtene Nummer Eins der Lebensmodelle, staatlich zum Ideal erhoben. Dass Frauen einer Erwerbsarbeit nachgehen, steht außer Frage – aber Hausarbeit und Sorge um Kinder und ältere Familienmitglieder sind weitestgehend weiblichen Rollenmustern zugeordnet und für Männer gesellschaftlich „nicht vorgesehen“. Eine Mehrfachbelastung von Frauen gilt als ebenso selbstverständlich wie die Erwartung an Männer, im Erwerbsleben erfolgreich zu sein, Führung und Härte zu zeigen. Verfestigte Rollenbilder und eine damit einhergehende niedrige Akzeptanz offen abweichender Lebensentwürfe sind tief in der Gesellschaft verankert, als besonders abweichend werden queere Lebensweisen gesehen. Homosexualität wird oft in den Kontext von Sittenzerfall und Niedergang ungesunder Gesellschaften gestellt und somit dafür genutzt, den Ost-West-Antagonismus zu aktualisieren: Dem dekadenten Westen mit seiner Gleichmacherei der politischen Korrektheit steht ein gesundes, starkes Russland gegenüber, eine nach klar bestimmbaren äußeren Merkmalen geordnete Gesellschaft. Trotzdem wäre es falsch zu behaupten, es handle sich bei der russischen Gesellschaft um eine traditionelle. Vielmehr überschneiden sich gegensätzlich erscheinende Rollenmuster, die nicht als widersprüchlich wahrgenommen werden oder deren Widersprüchlichkeit nicht thematisiert wird. Welche Veränderungen haben insbesondere seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion zur heutigen Situation geführt? Welche gesellschaftlichen Mechanismen, sozialen Erwartungen und politischen Voraussetzungen bestätigen die Verteilung der Rollen? Wie groß ist die Übereinstimmung zwischen Worten und Taten? Wo kann angeknüpft werden, um Geschlechterverhältnisse zu thematisieren? Wer tut es? Und was macht die Rosa Luxemburg Stiftung in dem Bereich?

 

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

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