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„Russland - für uns eine einzigartige und unvergessliche Reise"

Osterlandgymnasiasten aus Gera zum 270.Stadtjubiläum in Rostow am Don.

 

Bereits zum dritten Mal reisten Vertreter des Osterlandgymnasiums Gera, acht Schülerinnen und ein Schüler der Klassenstufen 10 bis 12 mit ihren Lehrerinnen Frau Beer und Frau Kolodzy, nach Russland in Geras Partnerstadt Rostow am Don.

Die Reisegruppe weilte an der dortigen 53. Schule mit erweitertem Deutschunterricht. Der diesjährige Austausch vom 12. bis 20.09.2019 setzte das im vergangenen Jahr in Gera begonnene Projekt „Partnerstädte mit den Augen junger Künstler“ fort“. Margarethe Rink berichtet: „Die Anreise war lang, aber dennoch entspannt, es kam zwar zu geringen Verspätungen auf dem Flughafen in Moskau-Shermetjevo, aber wir wussten diese Zeit mit unseren russischen Liedern im Gepäck, auch zur Freude vieler Reisegäste, sinnvoll zu überbrücken. Im Flugzeug wurde man reichlich versorgt. Als wir endlich am Abend ankamen, wurden wir schon sehnsüchtig aber stimmungsvoll von den russischen Schülern erwartet und herzlich begrüßt.“

Die Schüler lebten während ihres Aufenthaltes in Gastfamilien. Rebecca Eckermann berichtet: „Mir hat gefallen, dass wir so herzlich umsorgt in den Familien der russischen Schüler aufgenommen wurden, welche wir auch im letzten Jahr bei uns zu Gast hatten. Somit kannten wir einander schon ein bisschen. Es war nicht allzu schwer, miteinander zu kommunizieren, vor allem auch mit den Eltern, wodurch ich meine russische Sprache etwas verbessern konnte.“

Gleich am ersten Tag stand ein Schulbesuch auf dem Plan. Die erst vor drei Jahren vollständig renovierte Schule und deren Ausstattung setzte die deutschen Schüler in Erstaunen. Der traditionelle Empfang mit Brot und Salz, die deutschsprachige Führung durch das Haus, vorbereitet von den Gastgebern, und der Unterricht selbst hinterließen einen bleibenden Eindruck. Natürlich war auch das regionale Fernsehen vor Ort, um den Empfang der Gäste zu dokumentieren.

Jeder Lehrer dort hat einen eigenen Raum, es gibt Schul-Rundfunk für alle, der Speisesaal bezaubert mit seinen Pastellfarben, an den kleinen Sportplatz schließt sich ein Spielplatz für die jüngsten Schüler an. Es gibt zwei Turnhallen, einen Theatersaal sowie einen hoch modern ausgestatteten Konferenzsaal. Auf den hellen Gängen mit vielen Ausstellungen stehen freundliche und bequeme Sitzgelegenheiten. Im Eingang kontrolliert das Wachpersonal den Zugang zum Schulgelände Tag und Nacht. Die Fremdsprachenräume sind recht klein, denn es wird in Kleingruppen von maximal 12 Schülern gearbeitet, was dem Sprachenerwerb sehr förderlich ist. 

Im Gepäck der deutschen Schüler waren auch drei vorbereitete Unterrichtsstunden, welche in der Projektwoche am Ende des vergangenen Schuljahres vorbereitet wurden. Die Themen der Stunden entsprachen dem Wunsch der Deutschlehrerin Swetlana Gladkowa „Das Wetter“, „Thüringen“ und „Das Brandenburger Tor“. Aber auch die zwei russischen Schülerinnen, welche im letzten Schuljahr für drei Monate am Osterlandgymnasium weilten, hatten sich in der Projektwoche an der Planung einer Deutschstunde beteiligt. Sie vermittelten den Schülern der 4. Klasse das Märchen vom „Rübchen“. 

Für die Deutschlehrer der Stadt und Deutschstudenten der Universität Rostow stellte Frau Kolodzy in einem Vortrag (im Russischen masterklass) Möglichkeiten zur Binnendifferenzierung vor.

Zur Realisierung des Projektes gab es wiederum zahlreiche Aktivitäten, wie das Basteln eines Kosakenpüppchens, das Freilichtzeichnen vor der Kathedrale der Geburt der heiligen Mutter Gottes, Galeriebesuche und das selbstständige Bemalen einer Matrjoschka.

Zum Programm gehörten viele weitere emotionale Höhepunkte, wie die Fahrt nach Asow mit dem Besuch des historisch-archäologischen und paläontologisches Museums, der Besuch des Moskauer Tanzensembles „Berjoska“, der Sonntagsausflug mit allen Familien, also Eltern und Kindern, nach Puchljakowskaja, einer ehemaligen Kosakensiedlung, wo man zahlreiche Aktivitäten aus dem Kosakenleben ausprobieren konnte. Auf dem Land wurden im Kosakenkreis, einer Art Versammlung, Marc Seiler als der neue Ataman (Anführer der Kosaken) und Margarethe Rink als seine Begleiterin gewählt. Diese Ehrung wurde durch eine Ehrenurkunde und einen Kanonenschuss besiegelt. Natürlich wurde auch das Donufer aufgesucht, was Frau Beer ermunterte, ein kleines Fußbad zu nehmen. Weiter ging es in das benachbarte Dorf, mit seinem Freilichtmuseum aus der Steinzeit. Dort erwarteten schon Sängerinnen und ein Säbeltänzer die Gruppe. Schnell kam Stimmung auf und so wurde bereits vor dem Mittagessen und dem anschließenden Rundgang ausgelassen getanzt und gesungen. 

Das 270. Stadtjubiläum wurde am Wochenende überall in Rostow gefeiert. Die Schüler erlebten einen öffentlichen Freilichtgottesdienst, zahlreiche Kulturprogramme, testeten das zweitgrößte Riesenrad Europas und waren einige der 120.000 Besucher des Rockkonzertes von „Basta“, dem sich ein großartiges Feuerwerk auf dem Theaterplatz anschloss. Rebecca äußert sich tief beeindruckt: „An jeder Ecke standen Kinder, Sänger und Sängerinnen und haben musiziert und getanzt. Die Stadt war wirklich herrlich anzusehen, vor allem auch am Abend, als Rostow so schön erleuchtet war. An diesem Abend machten wir eine Fahrt mit dem Riesenrad und es bot sich uns ein wirklich wunderschöner und atemberaubender Anblick.“ Die große Sadowaja-Straße war gesperrt und ein bis in die Nacht nicht enden wollender Menschenstrom bewegte sich in Richtung Theaterplatz.

 

Für alle Beteiligten wurde der Schüleraustausch zu einem bedeutenden Abschnitt im Leben eines jeden Einzelnen, denn diese Emotionen, diese vielen Eindrücke sind so überwältigend, dass sie allen lange in Erinnerung bleiben werden. Auch das wunderbare Wetter mit strahlendem Sonnenschein und nicht weniger als beständigen 26 -28 Grad am Tag verstärkte diese positiven Eindrücke. 

Voller Hingabe beschreibt Lena Schulze ihre Eindrücke: „Russland - für mich eine einzigartige und unvergessliche Reise - von einer Anreise mit verspätetem Flug zu übergewichtigen Koffern bis zur, manchmal doch nicht ganz einfachen, Verständigung. Wir haben alles super gemeistert. Ursprünglich habe ich mich für den Schüleraustausch entschieden, um neue Leute kennenzulernen. Außerdem fand ich es spannend zu wissen, dass ich selbst ebenfalls nach Russland fliegen würde. Die Reise hat mir so viele neue Eindrücke gegeben und wir als Gruppen konnten so viele neue Erfahrungen sammeln. Eine gemeinsame Stadtbesichtigung, Unterricht auf Russisch, eine liebevolle Gastfamilie sowie russisches Essen bleiben unvergessen. Unsere Woche war super durchgeplant, wir haben innerhalb dieser kurzen Zeit so viel Neues gesehen, kennengelernt und erlebt. Unsere Austauschschüler hatten wir sofort wieder ins Herz geschlossen - wir waren eine super Truppe. Ich kann nicht sagen, was mir am besten gefallen hat, da ich mich einfach nicht entscheiden kann. Der Abschied fiel allen schwer, aber man sieht sich auch noch ein drittes Mal im Leben. Für mich war die Fahrt nach Russland unvergesslich und ich würde jeder Zeit wieder daran teilnehmen.“

Deshalb war es auch kein Wunder, dass bereits vor dem eigentlichen Abschied die ersten Tränen rollten. 

Zum Abschiedsabend zeigten die russischen Schüler und ihre Familien noch einmal mit viel Eifer ihre Gastfreundschaft. Nach einem gewaltigen Kulturprogramm, das wirklich auch unserem gemeinsamen Projekt einen würdevollen Abschluss gab, einem lustigen Gastmutter-Beitrag und einem beeindruckenden Buffet nach russischer Tradition fand sich Zeit einander zu danken. 

Klare Worte fand Margarethe Rink: „Doch nicht das Programm war es, was diesen Aufenthalt so besonders gemacht hat, sondern die Gemeinschaft in der Gruppe. Das Anwenden der russischen Sprache, das Aufrechterhalten des Kontaktes mit unseren russischen Freunden und die vielen gemeinsamen künstlerischen und kulturellen Aktivitäten haben uns vereint. Wir hatten sehr viel schöne Erlebnisse in der Zeit und konnten oft lachen.“ Isabell Wendelberger bestätigt: Es war die beste Entscheidung an dem Russischaustausch nach Rostow am Don teilzunehmen, obwohl ich anfangs Bedenken hatte, da ich die Sprache nicht spreche. Aber jetzt bin ich sehr froh, dass ich diese tolle Erfahrung gemacht habe, denn es ist eine Zeit, die ich so schnell nicht vergessen werde. Wir haben in der einen Woche sehr viel erlebt, konnten das Leben und die Kultur kennenlernen, sowie neue Freundschaften knüpfen. Ich hoffe, dass die Freundschaften weiterhin halten und dass sich die Gruppe irgendwann mal wiedersehen wird. Leider ist die Zeit viel zu schnell vergangen!“

Auch die deutschen Schüler präsentierten an diesem Abend einige Inhalte ihres Unterrichtes und wurden bei den russischen Liedern eindrucksvoll und lautstark von den Gastgebern unterstützt. Die Emotionen überwältigten und es war nicht immer leicht, die richtigen Worte zu finden. Aber manchmal bedarf es einfach keiner Worte – die innigen Umarmungen zeigten all das, was ein jeder ganz tief in seinem Herzen spürte: Freundschaft, Zuneigung, Achtung und Partnerschaft. Frau Kolodzy betonte, dass das Wort „Spasibo“ eigentlich viel mehr bedeutete und richtete damit den Dank an alle, die sich für diesen Austausch stark gemacht hatten und somit Gastfreundschaft, Herzlichkeit, Toleranz und Verständnis füreinander zeigten. „Die Begegnung junger Menschen unterschiedlicher Kulturen, deren Aktion und Interaktion, legt den Grundstein für ein friedliches und verständnisvolles Miteinander auch für die Zukunft. Nur, wer sich einer anderen Lebensweise öffnet, sie selbst tolerant und solidarisch erfährt, der leistet einen entscheidenden Beitrag für die Völkerverständigung.“

Während sich die Osterländer auf dem Heimweg befanden, schrieb Georgijs Mutter: „Danke! Die Kinder sind sehr traurig, dass der Austausch schon zu Ende ist. Alle haben geweint, als sich die Tür hinter euch schloss. Unser Sohn weinte den ganzen Weg vom Flughafen nach Hause und wollte den ganzen Tag nichts anderes machen. Es erging uns allen so. Herzlichen Dank für solche Emotionen, die man eigentlich nicht mit Worten wiedergeben kann. Erholt euch! Sammelt neue Kräfte! Wir sind so glücklich, euch alle näher kennengelernt zu haben.“

In diesem Sinne gab der Austausch auch wieder Anschub und Motivation, die Sprache der Partner zu lernen und diesen Austausch unbedingt fortzuführen.

 

Elke Kolodzy

Russischlehrerin am Osterlandgymnasium Gera

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