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Buchlesung "Gorbatschow - der Weltveränderer"

„Gorbi“ gilt als einer der großen Reformer des 20. Jahrhunderts

In den Zeiten des Krieges in der Ukraine über Gorbatschow zu reden und zu diskutieren, ging das überhaupt? Ja, natürlich und mit Erfolg!

Seit den1990 er Jahren sind zahlreiche Biografien über das Leben von Michail Sergejewitsch Gorbatschow erschienen. Es steht uns fern jede einzelne dieser Veröffentlichungen zu bewerten. Allerdings sind sie vielschichtig angelegt und widerspiegeln nicht immer den Zeitgeist in die er einzuordnen ist. Für die einen ist er der Weltveränderer, andere wiederum sehen ihn als Zauderer und wieder andere als tragische Figur der Weltgeschichte und "nützlichen Idioten" des Westens. Es scheint sich eine Aura um seine Person gebildet zu haben. Den Versuch einer Deutung machte auch Ignaz Lozo mit seiner Version über den Politiker Gorbatschow unter dem in der Überschrift genannten Titel.

Zu dieser Lesung hatten am Freitag, dem 24.02.2023 die Deutsch-Russische Freundschaftsgesellschaft in Thüringen e.V. und die Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen ins Hofbräu am Dom auf dem Erfurter Domplatz eingeladen. Dr. Martin Kummer begrüßte zu dieser Veranstaltung den Publizisten, ZDF Korrespondenten, Historiker und Buchautor Dr. Ignaz Lozo aus Wiesbaden, der sich sehr beeindruckt zeigte vom Erscheinungsbild der Thüringischen Landeshauptstadt.

Lozo 1 Lozo 2 Lozo 3 Lozo 4 Lozo 6 LUPE
„Glasnost und Perestroika sind untrennbar mit der Person Gorbatschows verbunden, ebenso wie das Ende des Kalten Krieges..."so Dr. Lozo zu Beginn seiner Ausführungen. Aber er wird auch heute noch unterschiedlich von den Menschen bewertet.
Der sowjetische bzw. russische Politiker Michail Gorbatschow, der selbst die Deutsche Einheit als eine seiner wichtigsten Taten bezeichnet hatte, gilt trotz aller Anwürfe und Schmähungen als einer der großen Reformer des 20. Jahrhunderts.
Für sein Engagement erhielt er 1990 den Friedensnobelpreis. Michail Gorbatschow hat im 20. Jahrhundert Weltgeschichte geschrieben. Als Generalsekretär und Präsident der Sowjetunion hat er mit neuem Denken und entschlossenen Handeln sein Land und die Welt verändert. Über den Menschen Michail Sergejewitsch Gorbatschow, der die Geschichte in Europa mitgeschrieben hat, zeichnete Ignaz Lozo zunächst anhand von Fotos und Episoden ein persönliches und empathisches Portrait des Staatsmanns, der mit einem weltoffenen Blick und einer guten Portion Menschlichkeit nicht nur die Geschicke seines Landes gelenkt hat. Lozo sprach von langen Gesprächen mit dem Politiker und kleineren Anekdoten aus seinem Leben (wie er zu seinem Vornamen kam) und verwies  auf ganz intime Momente, in denen er verletzlich gewesen war (Jelzin, der Putsch und das Ende der Sowjetunion). Der Autor vervollständigte das persönliches Portrait, in dem er mit ehemaligen Mitschülern und politischen Weggefährten sprach und Einsicht in eine Vielzahl von russischen Quellen genommen hat. Zweifellos hatten einige Zuhörer erwartet, dass er im Buch aufgezeigt hätte, welche Triebkräfte Gorbatschow inne wohnten und welche Ziele er mit seiner Politik verfolgte. Ob ihm der Anspruch, den er mit seiner Veröffentlichung erfüllte, gelang, darüber gab es unterschiedliche Meinungen im Auditorium. In der Diskussion wurden sie durch persönliche Statements und Zwischenrufe der Zuhörer ergänzt. Leider hat der Westen nach der Wende den von Michail Gorbatschow eröffneten Weg für ein gemeinsames Haus Europa nicht mit beschritten (Diese Undankbarkeit und Missachtung spiegelte sich zuletzt wider in der Nichtteilnahme prominenter PolitikerInnen aus Deutschland und Europa an seiner Bestattung).
Kontroverser ging es wie gesagt in der anschliessenden Diskussion zu, die sich natürlicherweise auch auf die aktuellen Ereignissen rund um den Ukraine Konflikt hinbewegte. Einzelne Zuhörer  gaben zu bedenken, dass es nicht im Sinne der Menschen sei, den Krieg dort mit immer mehr und gefährlicheren Waffen zu eskalieren und ihn damit weiter zu verlängern und unterstrichen die Forderung nach sofortigem Waffenstillstand. Verhandeln hieße nicht kapitulieren. Denn jeder verlorene Tag kostet bis zu 1.000 weitere Menschenleben – und bringt uns einem 3. Weltkrieg näher. Verhandeln hieße, Kompromisse machen, auf beiden Seiten. Mit dem Ziel, weitere Hunderttausende Tote und Schlimmeres zu verhindern, so wie es  auch die Hälfte der deutschen Bevölkerung und  um die 70 Prozent der Ostdeutschen sehen. Der Landesvorsitzende Dr. Martin Kummer verwies am Ende der Diskussion darauf, dass es zwischen den Völkern Russlands, der Ukraine, Belarus und Deutschlands keine Feindschaft geben darf. Das widerspräche dem Anliegen auch unserer Freundschaftsgesellschaft. Würden wir die zivilgesellschaftlichen Kontakte zu diesen Ländern aufgeben, dann würden wir einen Konflikt vor uns hertragen, der nicht absehbar sei.Somit kann die Partnerschaft wichtig sein um gemeinsame Werte zu finden und sie zu teilen.
Text und Fotos: Günter R. Guttsche

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