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Ein bedeutungsvolles Wort in schwieriger Zeit

„Der erste Schritt ist bekanntlich der schwerste"

Dr. Martin Kummer
Dr. Martin Kummer
Landesvorsitzender Deutsch Russische Freundschaftsgesellschaft in Thüringen e.V.
Gastbeitrag zur Lage im Land, erschienen in der „Thüringischen Landeszeitung" vom 12.03.2024
Fast lautlos verschiebt sich der politische und soziale  Boden unter uns. Bisher sicher geglaubte, von der Mehrheit gelebte  Anschauungen und Überzeugungen  schwanken zunächst und verschwinden dann doch. Blicken wir zurück, 1989, mit dem Fall der „Berliner Mauer, dem Ende des „Kalten Krieges“ keimten neue Hoffnungen. Im 2 + 4 Vertrag vom 12.September 1990 verpflichteten  sich die beiden deutschen Staaten  „ …dass von deutschem Boden nur Frieden ausgehen wird“.
1990 gab es das Ja  zur  deutschen Einheit auch vom Präsidenten der damaligen Sowjetunion. M. S. Gorbatschow, 1994 fand der Abzug russischer Truppen aus dem wiedervereinigten Deutschland unter Präsident B. N. Jelzin seinen Abschluss, am  25.September 2001 sprach der russische Präsident, W.W. Putin, im Deutschen Bundestag „in der Sprache von Goethe, Schiller und Kant“ und wurde mit  stehendem Applaus geehrt. 
Ein neues, die gesamte Zivilgesellschaft belebendes Kapitel in  der Östlichen Partnerschaft, wurde aufgeschlagen
Aktive Städtepartnerschaften nach Belarus, in die Ukraine, nach Russland gründeten sich, Kultur – und Jugendaustausch erlebten einen Aufschwung, Wissenschaftler und Unternehmer kamen zusammen, Vertrauen wurde gefestigt. Ein  gesamtdeutsches Projekt viele Ostdeutsche brachten sich ein.
Denn das prägende Merkmal für Generationen aus  der DDR war, sie lebten 40 Jahre mit den „Russen, Ukrainern,  Belarussen ….“ im gleichen Gesellschaftssystem. Zehntausende  Soldaten waren in Thüringen, u.a. in Weimar, Jena, Altenburg, Meiningen stationiert. Gemeinsam teilten sie Erfahrungen, Hoffnungen und die Nöte des Alltags mit den Ostdeutschen, eine  heute zuweilen verborgene Vergangenheit. Studium  und Reisen in die ehemalige Sowjetunion, bleiben mit positiven 
Erinnerungen verknüpft. Noch heute bestehen 124 sowjetische „Gedenkorte“ in Thüringen. 
Der  Thüringer Landtag erklärte 2015 den 8.Mai  „Zum Tag des Gedenkens  an die Befreiung vom Nationalsozialismus und an das  Kriegsende“.
Mit dem Überfall des nationalsozialistischen Deutschlands am 22.Juni 1941, dem barbarischen  Vernichtungskrieg gegen die  Völker der Sowjetunion, mit mehr als 27 Millionen Toten, trägt Deutschland  auf ewig ein Kainsmail.
Russland hat durch seinen völkerrechtswidrigen Überfall den Krieg gegen die Ukraine  ausgelöst.
Unser uneingeschränktes  Mitgefühl gebührt den Opfern. Von einer gemeinsamen, historischen Genese des Konflikts sind die USA und Russland, bildhaft  durch Ozeane getrennt. Der Frieden ist weit entrückt.
Wir aber bedürfen der USA, gleichwohl Russland der unverrückbare „durch die große Geschichte“, verbundene  Nachbar bleibt. 
Ein Schritt, um wieder auf festen Boden zu kommen, wir vertrauen dem  deutschen Philosophen Immanuel Kant, vor 300 Jahren in Königsberg, heute Kaliningrad geboren:

„Sapere aude! Habe Mut, Dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“

Der erste Schritt ist bekanntlich der schwerste.

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