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8. Mai 2020 – 75 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus

8. Mai 1945 – Gedanken zum 75. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus

Am 8. Mai 1945 war mit dem Sieg der Alliierten über Deutschland der Zweite Weltkrieg beendet.

Den Kriegshandlungen fielen in Europa fast 40 Mio. Menschen zum Opfer, davon  hatte die Sowjetunion über 25 Millionen Tote zu beklagen - Europa lag in Schutt und Asche.

Weimar Grünes Heft 19/20 

Sowjetischer Friedhof im Park an der Ilm 

In Troistedt, Weimarer Land, übergab der Weimarer Oberbürgermeister am 12. April 1945 die Stadt  kampflos an die Truppen der III. US-Armee. Gemäß eines Alliierten Beschlusses räumte die amerikanische Militärregierung für die Provinz Thüringen am 2. Juli 1945 das Gebiet.

Die ersten sowjetischen Einheiten der 8. Gardearmee trafen am 3. Juli 1945 in Weimar ein. Am selben Tag fand die erste Besprechung mit Oberbürgermeister Dr. Fritz Behr (1881-1974) über Fragen der Normalisierung des gesellschaftlichen Lebens und des kulturellen Neuaufbaus in Weimar statt. Am 9. Juli 1945 wurde die Sowjetische Militäradministration des Landes Thüringen (SMATh) unter Gardegeneraloberst  Wassili I. Tschuikow (1900-1982)  mit Sitz in Weimar errichtet, sein Stellvertreter in Zivilangelegenheiten wurde Gardegeneralmajor Iwan S. Kolesnitschenko (1907-1984).

Sowjetarmee brachte uns die Kultur ihrer Vielvölkernation näher 

Bereits am folgenden Tag fand das erste Sinfoniekonzert mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, Peter Tschaikowsky und Carl Maria von Weber statt, am 28. August 1945 wurde das Goethe-Nationalmuseum wieder eröffnet, am 1. Oktober 1945 der Schulbetrieb wieder aufgenommen u.a.m. 

Lange erschwerte die strenge Abgeschiedenheit der sowjetischen Soldaten in den Kasernen und die nachhaltige NS-Propaganda in den Köpfen vieler Deutscher Kontakte miteinander oder gar Gemeinsamkeiten. Dem Wunsch zum Kennlernen vor allem der sowjetischen Kultur entsprach die Bildung einer „Gesellschaft für kulturelle Beziehungen zur Sowjetunion“ am 27. Juli 1946 in Weimar, aus der sich die „Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion“ entwickelt hat; die Namensänderung erfolgte Anfang Juli 1949 in „Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft“ (DSF). In der Folgezeit wurden in Betrieben, Einrichtungen und im Wohnbezirk 48/49 gemeinsame Freundschaftstreffen sowie Sportveranstaltungen mit Armeeangehörigen und Touristengruppen organisiert. Beispielgebend seit Beginn der 1980er Jahre sind die beruflichen Beziehungen zwischen Kindereinrichtungen der Zentralen Krippenvereinigung Weimar und einem sowjetischen Kindergarten; die daraus entstanden familiären Freundschaften leben bis heute. 

Bereits 1925 gab der Donkosakenchor ein Konzert im Deutschen Nationaltheater. In der DDR konzertierten berühmte Musiker wie Igor Oistrach 1958, 1965 und 1979 sowie Maxim Schostakowitsch 1976 in der Stadt. Ein Auftritt des Alexandrow-Ensembles auf dem Theaterplatz und das am 29. Apr. 1952 gegründete Nohra-Ensemble, eine Gesangs- und Tanzgruppe der sowjetischen Streitkräfte, begeisterten die Weimarer mit Tänzen sowie mit russischen und deutschen Volksliedern. Als die Stadt im März 1965 im Schnee versank, waren es sowjetische Soldaten, die bei der Beräumung geholfen haben. Ebenso waren sie als Erntehelfer in der Landwirtschaft willkommen. Für seine Verdienste um den Wiederaufbau zerstörter Kulturstätten und die Schaffung demokratischer Selbstverwaltungsorgane verlieh Oberbürgermeister Luitpold Steidle (1898-1984) am 12. Apr  1965 die Ehrenbürgerwürde der Stadt an Kolesnitschenko. Deutsche Teilnehmer von Freundschaftszügen in die Sowjetunion lernten das Land und seine Menschen kennen und Briefpartnerschaften aus der Schulzeit bestehen teilweise bis in die Gegenwart. In Weimar eröffnete am 21. Febr. 1974 das Haus der Offiziere der Sowjetarmee, in dem es zu Begegnungen zwischen Armeeangehörigen und der Bevölkerung kam. 

Gemäß des Aufenthalts- und Abzugsvertrages zwischen der BRD und der UdSSR vom 12. Okt. 1990 endete die Stationierung sowjetischer Truppen in Deutschland. Bevor die GUS-Truppen am 21. Nov. 1992 in Weimar offiziell verabschiedet wurden, öffnete das Nachrichtenregiment am 2. Okt. 1991 zum Tag der offenen Tür die Kaserne in der Leibnizallee für Besucher. Im selben Monat fanden ein internationales Fußballturnier und auf dem Theaterplatz eine musikalische Veranstaltung statt. 200 Soldaten und 20 Offiziere der 8. Gardearmee blieben bis zum Jahresende in Nohra und in der Leibnizallee stationiert.

EWIGER RUHM DEN HELDEN 1941 – 1945

Einflüsse der sowjetischen Administration prägten 47 Jahre auf vielfältige Art die Entwicklung Weimars.

Ein sichtbares Zeitzeichen für die Armeestandorte Weimar und Nohra befindet sich auf einem Friedhof für Angehörige der sowjetischen Armee im Park an der Ilm. Hier wurde am 8. Mai 1975 ein Denkmal eingeweiht, dass der Bildhauer Eberhard Reppold (1934-2013) schuf. Es stellt in stilisierter Form einen Panzer dar und trägt in russischer Sprache die Inschrift: EWIGER RUHM DEN HELDEN 1941 – 1945. Auf dem Friedhof ruhen 650 sowjetische Soldaten und Offiziere, die nicht nur an ihren im 2. Weltkrieg erhaltenen Verwundungen, sondern auch in Ausübung ihres Dienstes in der Nachkriegszeit verstorben sind. Wie im erhaltenen, handschriftlichen Sterbebuch verzeichnet, fanden 355 im Jahre 1945, 248 im Jahre 1946 und 47 in der Zeit von 1950/55 den Tod; später Verstorbene wurden in die Heimat überführt. Alljährlich gedachten hier die in Weimar stationierten Truppen mit Kranzniederlegungen ihrer Toten. 

Gemäß dem Befehl vom 18. 3. 1946 über die „Beaufsichtigung und Instandhaltung von Gräbern der Bürger der UdSSR und der Vereinten Nationen“ wurde 1947 ein zentraler Friedhof für Thüringen in Belvedere nahe Weimar angelegt, der am 20. Oktober 1947 fertig gestellt war und 1978 geschlossen wurde. Im ebenfalls überlieferten Sterbebuch sind  2026 Grabstätten für sowjetische Armeeangehörige und Zivilpersonen verzeichnet. In der Mitte des Gräberfeldes befindet sich ein mit dem Staatswappen der UdSSR geschmückter Obelisk.    

 

Heute gedenken Weimarer Bürger, organisiert von der Ortsgruppe Weimar der Deutsch-Russischen Freundschaftsgesellschaft e. V., auf dem Friedhof im Park an der Ilm zum Tag der Befreiung am 8. Mai 1945 der Opfer des 2. Weltkrieges und mahnen, dass sich Faschismus und Völkermord niemals wiederholen dürfen.            

Text: Gitta Günther

Foto: Rebecca Plescher, 2020

 

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