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Und wer versteht uns?

 Lehrer Lämpl Was junge Russen von den Deutschen halten und welche Ansprüche sie stellen?

Es gibt Neues in den deutsch-russischen Beziehungen. Seit Dezember ist die Plattform KARENINA.de des Petersburger Dialogs online.

Eine interessante Idee , die zu einer transparenten Begleitung von Vertreter*Innen der Zivilgesellschaft und von nicht - staatlichen Organisationen aus Deutschland und der Russischen Föderation anregt.

Was versteckt sich hinter der Namensverwandtschaft mit der berühmten Romanfigur von Lew Tolstoi?

Romantik, Moral, Anstand, Respekt und Völkerverständigung?

Nachdem die Regierungspolitik den Rahmen vorgibt, ist jetzt die Zivilgesellschaft am Zuge. Man könnte meinen, dass damit die "Linie" im Verhältnis zu Russland vorgegeben sei. Denn wie bekannt, gründet sich das Konzept des Petersburger Dialoges auf „die Einbeziehung von zentralen Institutionen und nichtstaatlichen Organisationen, die sich mit dem deutsch-russischen Dialog befassen, damit werden bestehende Netzwerke gestärkt und neue Konzepte entwickelt."

Aber.

Nach Ansicht des Verfassers kommt der Verdacht auf, dass die Autorenschaft des Forums bis auf einige wenige Ausnahmen, fast ausschließlich russlandregierungskritische Stimmen vereint. Fanatische Transatlantiker sind ebenfalls vertreten. Die Teilhabe und Präsens von nichtstaatlichen Organisationen und zivilgesellschaftlichen Vereinen aus beiden Ländern im Verhältnis zu den aktuellen Autor*Innen  (Journalist*Innen, Korrespon-dent*Innen, Redakteur*Innen etc.) ist gelinde gesagt "unterbelichtet" und muss daher ausgewogener gestaltet werden.

So vermisse ich u.a. solche zivilgesellschaftlichen Vereinigungen, wie die Stiftung West-östliche Begegnungen(WEÖB), den Bundesverband der West-Ostgesellschaften (BDWO), die Deutsch-Russische Städtepartner-konferenz, Deutscher Akademischer Austauschdienst e.V. (DAAD), Go East Generationen e.V., Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch (DRJA) und die zahlreichen regionalen Vereinigungen in den Bundesländern von Bremen bis nach Bayern, die fähig und in der Lage sind, über ihre Erfahrungen bei der Gestaltung der Beziehungen auf Augenhöhe zu berichten. Auch unsere Gesellschaft, die Deutsch-Russische Freundschaftsgesellschaft in Thüringen e.V. steht bereit ihren Beitrag dazu zu leisten. 

Neue Konzepte für die deutsch russischen Beziehungen sollten von den bekannten staatlichen und politischen Institutionen und nichtstaatlichen Organisationen gemeinsam diskutiert aber unabhängig entwickelt werden. Dazu kann die Plattform „Karenina" einen nachhaltigen Beitrag leisten, wenn sie die Zivilgesellschaft aus beiden Ländern dazu einladen und wirklich teilhaben lassen. Dies würde auch kein einseitiges Bild der gegenwärtigen Beziehungen zu Russland abgeben.

Gespräche sind der einzige Weg!

Vernunftorientierten Politikern ist das bewusst. Rabiate Forderungen einzelner kompromissloser Spitzenpolitiker nach einer „Politik der Stärke" und militärischem Machtpoker gegenüber Russland führen geradewegs in einen neuen Kalten Krieg, den niemand will.

Eine der rühmlichen Ausnahmen, neben einigen russischen Autoren, ist der Publizist und Russlandkenner Alexander Rahr.

Der Osteuropahistoriker Alexander Rahr arbeitete bei der Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), bevor er 2012 als Berater in die Wirtschaft wechselte, derzeit für Gazprom. Er ist Autor zahlreicher Bücher, darunter zwei Putin-Biografien.

 

Lehrer Lämpl

 

Unter dem Titel "Und wer versteht uns? 

Was junge Russen von den Deutschen halten und welche Ansprüche sie stellen",

zeigt er verschiedene Meinungen junger Russen zum gegenwärtigen Charakter der deutschen Beziehungen gegenüber Russland auf.

Nämlich unverständlich, rechthaberisch, respektlos und belehrend!

So äussert sich in diesem Beitrag der Moskauer Alexander, ein junger Wirtschaftswissenschaftler: "Bei Themen wie Sport, Tourismus und Beruf kommen wir zusammen, solange die Deutschen nicht anfangen, den Lehrerton aufzusetzen und aufrichtig so zu tun, als ob sie dazu das Recht haben. Russen ist eine solche Arroganz fremd, obwohl Russland sich mit seinen Erfolgen nicht zu verstecken braucht. Belehrungen finden in Russland nicht statt.“

Und Artjom, ein junger Politologe, fügt hinzu: „Deutsche tun so, als ob sie im 22. oder 23. Jahrhundert leben würden, während die anderen noch im 21. Jahrhundert oder gar im 20. Jahrhundert herumtoben. Irgendwie erinnert mich das an die Idee der amerikanischen Exklusivität, wobei hier die Rolle des religiösen Eifers einen speziellen Rationalismus einnimmt. Oft stört dies den normalen Dialog.“

 

Am Ende seines Beitrages kommt Alexander Rahr selbst zu der Schlussfolgerung:

"Zweifellos stehen die deutsch-russischen Beziehungen vor ihren größten Herausforderungen seit dem Fall der Berliner Mauer. Sie werden, nicht zuletzt beim Wechsel der Kanzlerschaft im September 2021 einem Härtetest unterzogen".

Wir haben diesen Beitrag hier für Sie verlinkt

 

Im Februar erscheint zu diesem Themenkreis das neue Buch von Alexander Rahr: „Anmaßung. Wie Deutschland sein Ansehen bei den Russen verspielt“, Eulenspiegel Verlagsgruppe (2021)

 

Günter R. Guttsche / 30.12.2020
 

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