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Wolga- Don-Schiffsreise

Freundschaftlich mit einem Land verbunden zu sein, genügt im Allgemeinen nicht. Wichtig ist vor allem auchder direkte Kontakt zu den Menschen, wie und wo sie leben, welche Sprache und Kultur sie ihr eigen nennen. Deshalb entschieden wir uns für eine Reise mit dem Flussschiff „Maxim Litvinov", welches uns 3600 km über den geschichtsträchtigen Wasserweg von Rostov am Don bis nach Moskau führte...

Nach dreieinhalb Stunden Flug, mit Unterbrechung in Moskau, erreichten wir am späten Abend unser Ziel und wurden nach rassischer Tradition mit Brot, Salz, einem Gläschen Wodka und viel Musik auf unserem Schiff empfangen. Wir bezogen unsere Kabinen, die für 14 Tage unser Zuhause waren...

Nach einem reichhaltigen Frühstück und Verhaltensregeln für den Landgang,machten wir uns bei einer Stadtrundfahrt durch Rostov, die auch „Tor zum Kaukasus" genannt wird, mit ihren Sehenswürdigkeiten bekannt.. Die Stadt hat über l Mill. Einwohner. Gegen Mittag hieß es zum ersten mal auf dieser Reise: „Leinen los".

Das Schiff nimmt Kurs auf Starocherkassk, einer kleinen Kosakenstadt am Ufer der Wolga. Die Menschern errichteten früher ihre Häuser auf hohen Steinmauern, um sie vor dem Hochwasser zu schützen. Besonderen Spaß gab es beim Erlernen der Volkstänze gemeinsam mit den Künstlern. Dieser erlebnisreiche , fröhliche Nachmittag wird sicher allen im Gedächtnis bleiben..

Den nächsten Tag verbrachten wir auf dem Fluss. Die Wolga wird von den Russen auch liebevoll als „Mütterchen Wolga" bezeichnet. Die Wolga ist mit 3530 km der längste und wasserreichste Fluss Europas. Sie entspringt in den Waldaihöhen 228 m über dem Meeresspiegel und mündet 28 m unter dem Meeresspiegel in das Kaspische Meer. In der Wolga befinden sich auch einige größere und kleinere Stauseen, so dass unser Schiff etliche Schleusen passieren musste

Die Stadt Wolgograd hat bei uns allen bleibende, schmerzhafte Eindrücke hinterlassen. Mit der Schlacht um Stalingrad ging das heutige Wolgograd in die Geschichte ein. Dabei fanden 1942/43 1200000 russische Soldaten und 800000 deutsche Soldaten den Tot. Zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt zählen die Gedenkstätte der Schlacht von Stalingrad, der Mamajew-Hügel und die Mutter-Heimat-Statue.

Die Stadt S a r a t o w wurde 1590 als Zarenfestung gegründet. Bis zu ihrer Aussiedlung im zweiten Weltkrieg, lebten in der Stadt viele Wolgadeutsche. Saratow ist auch ein bedeutendes Kulturzentrum an der Wolga. Zum Kulturaustausch gehört u.a. eine Vertretung des Goethe-Institutes und ein deutsches Haus.

Samara ist eine Industriestadt direkt an der Wolga gelegen mit ca. 1150000 Einwohnern. Sie hatte in der Geschichte immer strategische Bedeutung. In den Nachkriegsjahren wurde Kuibyschew, heute Samara, ein großes industrielles und kulturelles Zentrum Russlands. Flugzeug - und Maschinenbau, Hütten - und Elektroindustrie, sowie erdölverarbeitende - und Leichtindustrie wurden errichtet. Aber mit dem Auto „Samara" hat die Stadt nichts zu tun.

Unser nächstes Ziel war die Stadt Uljanowsk ,bis 1924 Simbirsk genannt, was uns noch aus unserer Schulzeit bekannt war. Auch Uljanowsk gilt heute als bedeutendes Industriezentrum Hier besuchten wir das Haus, in dem W. I. Lenin mit der Familie seine Kindheit verbrachte. Heute ist dieses Haus als Museum zu besichtigen. Die noch vorhandenen kleinen Holzhäuser in der Straße sollen später mal in den Museumskomplex einbezogen werden….

K a z a n hat uns von der Anlage her und seiner Architektur besonders gut gefallen. Sie ist die Hauptstadt der

Republik Tatarstan. Die Stadt ist ein wichtiger Maschinenbaustandort

Und Verkehrsknotenpunkt. Kazan ist auch eine bedeutende russische Universitätsstadt mit der ältesten Universität, an der so berühmte Persönlichkeiten wie z.B. Lenin und Tolstoi ihr Wissen erwarben. Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Tataren, Russen, aber auch aus anderen Volksgruppen und Religionen. Der wichtigste Wirtschaftszweig ist die Erdölgewinnung- und Verarbeitung....

In U g l i t s c h verließen wir unser Schiff, um an der Führung durch den Kreml teilzunehmen und uns ein kleines Konzert anzuhören. Die Stadt war früher ein eigenständiges Fürstentum, was sogar seine eigene Währung prägte.

Parade Uglitsch

Angesehen haben wir uns an diesem denkwürdigen 9. Mai, dem Tag des Sieges, die Militärparade.

Das war allerdings nicht im Programm unserer Reise vorgesehen. Die Stadt war prächtig geschmückt und in den Straßen versammelten sich unzählige fröhliche Menschen mit Blumen, Fähnchen und Luftballons, was an die Zeiten in der Sowjetunion erinnerte.

Während der ganzen Fahrt mit dem Schiff bewunderten wir die Wolga, wie sie ruhig und majestätisch dahin floss, ihre abwechslungsreichen Ufer, die teilweise durch die Breite des Flusses nicht zu erkennen waren und die auch durch den Fluss geprägte schöne Natur.

Während der oftmals langen Fahrzeit auf dem Wasser war aber auch für uns Passagiere von der Schiffsbesatzung für vielseitige Abwechslung im Tagesablauf gesorgt. Neben täglichem Frühsport konnte man in den beiden kleinen Geschäften Andenken für seine Lieben zu hause einkaufen. Beliebt waren die Wunschkonzerte, humorvolle Abende und dir abendlichen Tanzveranstaltungen in der Rachmaninow-Bar, die wir immer als letzte Gäste verließen, so gut hat es uns dort gefallen. Man konnte sich die Filme „Krieg und Frieden" sowie „Dr. Schiwago" ansehen. Viel Anklang fand die Wodka-Verkostung mit Musik. Es fand eine interessante Brückenführung mit dem Kapitän statt. Ebenso besuchten wir sehr gern jeden Nachmittag die Konzerte mit folklore- oder klassischer Musik sehr gerne besucht. Täglich probten wir auch für die Abschlussveranstaltung unter Einbeziehung aller Passagiere, egal welcher Nationalität. Der Erfolg war groß und für alle ein besonderer Höhepunkt auf dieser Reise.

Sehr aussagekräftig waren die Erläuterungen unserer Reiseleiterin zur Geschichte Russlands. In der ersten Veranstaltung erfuhren wir alles über die Zarenzeit, die auch heute wieder bei allen Stadtführungen die größte Rolle spielt. Die Zeit der Sowjetunion mit ihren ungeheueren Anstrengungen, sich vom Agrarstaat zum Industriestaat zu entwickeln, was auch teilweise zu Fehlentscheidungen und damit verbundener Unzufriedenheit führte, wurde sehr anschaulich dargelegt .Ebenfalls der Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion, wobei 26 Millionen Sowjetbürger ihr Leben verloren haben und das Land von den Deutschen in Schutt und Asche verwandelt wurde, blieben nicht unerwähnt. Dank der Initiative der Bevölkerung gibt es in allen Städten, die wir besucht haben noch ein Lenindenkmal. Leider ist aber die 70 jährige Geschichte der Sowjetunion ,bis auf alle negativen Seiten, bei den Stadtführungen so gut, wie gestrichen. Trotzdem hörte man von den Bewohnern immer wieder, dass es ihnen zu dieser Zeit besser ging, als während der Perestroika

Aber auch die Entwicklung nach der Sowjetunion konnte unsere Reiseleiterin anschaulich darstellen. Wir erfuhren, dass mit der Auflösung der Sowjetunion sämtliche Strukturen der Wirtschaft, Bildung, Gesundheitswesen usw. zerschlagen wurden und das Land in einem verheerendem Chaos versank .Der Schöpfer der Perestroika setzte sich zu diesem Zeitpunkt in das Ausland ab, hielt dort Reden über seine Verdienste und überlies das Volk seinem Schicksal. Einige erlangten Reichtum, durch welche Methoden auch immer. Die Masse der Bevölkerung aber verarmte. Ein Zeichen der Freundschaft und Verbundenheit mit den Menschen waren bis zum heutigen Tag die vielseitigen Hilfslieferungen aus ganz Deutschland, um die größte Not zu lindern, was mit viel Dankbarkeit angenommen wurde Erst jetzt 20 Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion beginnt das Land sich langsam wieder zu erholen

Am 10. Mai 2011 erreichte unser Schiff Moskau , die letzte Station unserer Reise. Früher war St. Petersburg die Hauptstadt Russlands. Seit 1918 ist Moskau Hauptstadt der Sowjetunion gewesen und heute der Russischen Förderation. Das Herz und Symbol Russlands ist der Kreml. Hier in Moskau ist, wie nirgendwo anders im Land die Atmosphäre jener positiven und negativen Wandlungen zu spüren, die seit einigen Jahren im Blickpunkt der ganzen Welt stehen.

Wir hatten Moskau schon einige Male besucht. Deshalb nutzten wir die Zeit nach der Stadtrundfahrt, um unsere langjährigen Freunde Ala und Viktor in Moskau zu besuchen. Wir kennen uns seit 40 Jahren. Viktor war in Weimar bei der Roten Armee und Ala arbeitete als Dolmetscherin in der Kommandantur. Ihre Tochter Olga besuchte die Kinderkrippe, in der ich als Leiterin tätig war. So haben wir damals in der DDR schon unsere ersten privaten Kontakte geknüpft, die über all die Jahre erhalten geblieben sind..Wie immer war diese Begegnung sehr herzlich und voller Dankbarkeit für diese unerschütterliche Freundschaft.

Eine Reise in dieses schöne und interessante Land mit seiner vielfältigen Kultur und den gastfreundlichen Menschen ist immer wieder empfehlenswert und sollte noch mehr, vor allem von jungen Leuten genutzt werden.

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